Epentheorie als interdisziplinäre Methodologie.
Die Epentheorien Karl Lachmanns und Andreas Heuslers vor dem Hintergrund karelischer Sampo-Epik und eddischer Überlieferungen
Keywords:
Epentheorie, Sampo, Liedertheorie, Anschwellungstheorie, mündliche Überlieferung, HeldendichtungAbstract
Der Beitrag fasst die Fragestellungen und Ergebnisse der Dissertation zusammen, die sich mit den Theorien Karl Lachmanns und Andreas Heuslers zur Entstehung des Nibelungenliedes beschäftigte. Lachmann übertrug die Homer-Theorie F. A. Wolfs auf das Nibelungenlied und war der Ansicht, dass das Epos aus ursprünglich einzeln umlaufenden Liedern kompiliert wurde. Heusler kam durch den Vergleich mit nordeuropäischen Nibelungenstoffen zu dem Schluss, dass das Epos durch Anschwellung eines Liedes entstanden sei. In der Arbeit werden erstmals mündlich überlieferte heldenepische Gesänge Kareliens aus dem Bereich der Sampo-Zyklik als Forschungsmaterial für die umrissene germanistische Fragestellung verwendet.
Die Analyse der Korpustexte zeigte verfestigte Erzählkonventionen durch konstitutive Sequenzen, die den narrativen Kern des Sampo-Zyklus abbilden. Darüber hinaus stehen durch den pool of tradition optionale Sequenzen zur Verfügung, die jeweils individuell variiert werden können. Es ließen sich Verbindungen zu anderen Motivkomplexen, die Anschwellung von Liedinhalten, aber auch der Einbezug eigenständiger Liedinhalte und Allusion erkennen. Die Realisierung eines Vortrags kann als mentaler Text, als jeweils individuelle Variante eines Darbietungsspektrums verstanden werden.
How to Cite
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