Lyrik zwischen Banalitäten und ästhetischem Reiz: Johann Peter Uz und die Anakreontik als Wegbereiter des jungen Goethe

Autor/innen

  • Benjamin van Well Capital Normal University Beijing

Schlagworte:

Anakreontik, Rokokolyrik, Johann Peter Uz, Goethe, 18. Jahrhundert

Abstract

Johann Peter Uz war im 18. Jh. ein hochgeachteter Lyriker, galt seinen Zeitgenossen als deutscher Horaz. Doch verblasste sein Ruhm schon zu Lebzeiten: Als allzu banal und profillos wurden die anakreontischen Rokokogedichte empfunden. Zusehends verdrängt von der Sturm-und-Drang-Lyrik kam Uz selbst 1782 zu dem Schluss, dass er sich als Dichter überlebt habe. Doch hatte auch etwas von seiner Dichtung überlebt: Der junge Goethe übernahm anakreontische Motiv- und Formelemente für seine Sturm-und-Drang-Lyrik, grenzte sich aber auch zunehmend von der Anakreontik ab und setzte wesentliche neue Akzente. Im Rahmen der Analyse zweier exemplarischer Rokokogedichte von Uz, Frühlingslust und An Amor, soll quantitativ-inhaltsanalytisch vorgehend, gezeigt werden, wie Anakreontik ‚gemacht‘ ist, worin die zeitgenössische Literaturkritik jene Mischung aus Banalität und ästhetischem Reiz gesehen hat, die einerseits zu ihrer Verdrängung führte, sie andererseits aber auch anknüpfungsfähig für die Sturm-und-Drang-Lyrik machte. Am Beispiel von Kleine Blumen, kleine Blätter soll anschließend gezeigt werden, wie der junge Goethe an die Anakreontik anknüpfte und sie schließlich überwand. Der Vergleich der Gedichte Uzens mit denen Goethes erfolgt unter Verwendung der von Zymner geprägten Begriffe autorfaktuale und personafiktionale Lyrik, auf deren Basis, alternativ zu dem umstrittenen Begriff Erlebnislyrik, die Frage nach persönlich-biographischen Akzenten in Goethes Sesenheimer Liedern lyriktheoretisch fundiert diskutiert wird.

Rubrik
Varia

Veröffentlicht

2022-01-04

Zitationsvorschlag

van Well, B. (2022). Lyrik zwischen Banalitäten und ästhetischem Reiz: Johann Peter Uz und die Anakreontik als Wegbereiter des jungen Goethe. Neuphilologische Mitteilungen, 122(1-2), 210–232. https://doi.org/10.51814/nm.103174