Die Dynamik der Relativa in historischen deutschen Predigten

Zur Relevanz attitudinaler Faktoren in Sprachwandel und Standardisierung

Autor/innen

  • Simon Pickl Universität Salzburg

Schlagworte:

Sprachwandel, Standardisierung, Sprachvariation, Deutsch, Relativsätze, Korpuslinguistik

Abstract

Dieser Beitrag setzt sich anhand des diachronen Predigtenkorpus SermonC (800–1900) mit Wandel und Variation der Relativa in der Sprachgeschichte des Deutschen auseinander. Im Zentrum stehen dabei drei Varianten der Relativsatzeinleitung, der/die/das, welcher/welche/welches und so. Dabei wird insbesondere die Frage untersucht, inwiefern sich die Entwicklungen mit linearen Konzeptionalisierungen von Sprachwandel und Standardisierung vereinbaren lassen. Dazu werden zunächst einige gängige Vorstellungen in diesen Bereichen diskutiert und in Bezug auf ihnen innenwohnende perspektivische Verengungen problematisiert. Dabei wird deutlich, dass übliche Theorien und Methoden der Sprachwandel- und Standardisierungsforschung nichtlineare Prozesse nicht systematisch berücksichtigen. Die Untersuchung des diachronen Korpus zeigt hingegen, dass nichtlineare Prozesse nicht nur vorkommen können, sondern vielfach in verschiedenen Formen auftreten, die durch die linguistische Theoriebildung nicht oder nur peripher erfasst werden. Die Entwicklung der Relativa in historischen Predigten führt vor Augen, dass unvollständige und retrograde Ausbreitungsvorgänge im Sprachwandel sowie Aufbau von Variation in der Standardisierung entgegen gängigen Theorien immer wieder auftreten, was sich in sowohl in regionalen wie konfessionellen Unterschieden im Sprachgebrauch äußert.

Rubrik
Varia

Veröffentlicht

2022-12-23

Zitationsvorschlag

Pickl, S. (2022). Die Dynamik der Relativa in historischen deutschen Predigten: Zur Relevanz attitudinaler Faktoren in Sprachwandel und Standardisierung. Neuphilologische Mitteilungen, 123(2), 162–201. https://doi.org/10.51814/nm.111642